







‘„Überall in Osteuropa hat die relative Rückständigkeit des Sozialismus vieles bewahrt, was der Kapitalismus andernorts zerstört hat“ (Timothy Garton Ash, „Ein Jahrhundert wird abgewählt“, 1991)” (Timothy Garton Ash, “The Magic Lantern”, 1991)
Vor 15 Jahren erkämpfte sich Lettland mit den anderen baltischen Ländern die Unabhängigkeit von der der Sowjetunion. 50 Jahre russischer Besatzung haben Spuren hinterlassen, die 15 Jahre Kapitalismus bei weitem noch nicht zu verwischen vermochten. In der Bevölkerung als Gesamtheit, in jedem Einzelnen, in der Stadt und auf dem Land - eine ungeheure Spannung zwischen Vergangenheit und Jetzt.
Negative Assoziationen dieser Vergangenheit in den osteuropäischen Ländern beherrschen das Bild des Westeuropäers. Doch entwickelten sich unter der politischen Widerwärtigkeit menschliche Qualitäten wie Freundschaft, Familienleben, sozialer Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung, die in Lettland nach wie vor lebendig sind.
Die Beziehungen zwischen Lettland und Russland sind angespannt, die Auseinandersetzung mit der kurz zurückliegenden, oft verdrängten Vergangenheit findet auf beiden Seiten nicht statt. Lettland wartet auf zumindest eine Entschuldigung Russlands für während der Besatzung begangene Verbrechen und entstandene Schäden. Russland seinerseits fordert fehlende Rechte der russischen Minderheit in Lettland ein. 30% der lettischen Bevölkerung sind Russen.
Das Ziel meiner fotografischen Arbeit ist die Darstellung dieser Situation anhand der – vor allem architektonischen - Spuren der kommunistischen Vergangenheit in Lettland. Meine Motive sind im ganzen Land verstreute, „eigen“artige Relikte aus der Zeit der sowjetischen Besatzung, die wenig beachtet dem langsamen Verfall preisgegeben sind, die nach wie vor genutzt werden oder deren Potential als touristische Attraktion bereits erkannt wurde. Da es einige der Motive in Bälde nicht mehr geben wird, ist auch ein gewisser dokumentarischer Ansatz vorhanden.
Die sozial-realistischen Relikte sind in übertriebenem Ausmaß ästhetisiert dargestellt, Postkarten gleich. Dies, um den eventuellen Vorwurf der Verherrlichung dieser Architektur und ihrer Väter auszuschließen.
Wien, im April 2005, im Rahmen der Diplomarbeitspräsentationen des fotoK Kamera: Horseman Fachkamera, 135mm Objektiv Film: Kodak Portra 400, 4x5”
Camera: Horseman Large Format, lens 135mm
Film: Kodak Portra 400, 4×5”