„Warteräume“ - Bushaltestellen in Lettland und Österreich

Auf meinen zahlreichen Fahrten durch Lettland im Sommer 2004 fielen mir, die Bushaltestellen an den Landstraßen auf: Ihre architektonische Vielfalt und Kreativität überraschte mich.

Ich war nicht nur von ihrer oft brutalistischen Architektur aus Zeiten der Sowjetunion überrascht, sondern auch von ihrer Unterschiedlichkeit - jede Haltestelle sah völlig anders aus. Mein Assoziationen zur Sowjetunion waren Uniformität, wenig Kreativität und definitiv kein Individualismus. Jede Einzelne dieser Schönheiten stand in absolutem Widerspruch dazu. Auch wenn mein Bild wahrscheinlich auf viele Lebensbereiche zutraf, die Bushaltestellen schienen die Fahnen des Individualismus und Kreativität zu Zeiten der Sowjetunion hochzuhalten. Ich mochte und fotografierte sie.

Irgendwann bot ich einem Ausstellungsort in Riga an, die lokalen Bushaltestellen der Öffentlichkeit zu zeigen. Man zeigte sich interessiert. Aber sie wussten, dass ich aus Osterreich kam, und baten mich, österreichische Bushaltestellen neben den lettischen zu zeigen. Ich hatte keine Fotos von österreichischen Bushaltestellen zu diesem Zeitpunkt.

Daher fuhr ich nach Hause um Aufnahmen von österreichischen Bushaltestellen zu machen. Diese waren nicht so kreativ und architektonisch interessant wie ihre lettischen Kollegen, aber waren durchaus unterschiedlich und hatten oft einen lokalen Touch. Man konnte das gleiche, moderne Bushaltestellenmodell in einer gesamten Region finden, aber auch hier gab es ältere und auch neue Haltestellen, die einzigartig in ihrem Design und Charakter waren.

Die gezeigten Motive sind Bushaltestellen ohne Wartende in Lettland und Österreich. Sie werden einander nicht gegenüber- sondern nebeneinander gestellt. Dies lädt den Betrachter zum Vergleich und somit zum Kennenlernen eines kleinen Teils der Alltagskulturen zweier verschiedener Länder ein.


Das Projekt “Warteräume” legte den Grundstein zu meiner Serie G’s Bus Stops, die Bushaltestellen auf der ganzen Welt zum Thema hat.

Riga, April 2005, 30 C-Prints, 39x50cm